Es wird mal wieder Zeit zu berichten. Vorgestern Nachmittag (als ihr daheim in Deutschland alle tief und fest geschlafen habt) ist Luiz mit Melanie, mir und den beiden Volontärinnen noch in eine Künstlersiedlung gefahren. Wir sind durch Geschäfte gebummelt und haben den ersten Eindruck vom Land und der Stadt bekommen - dachten wir. Gestern sind wir nämlich nach Diadema gefahren in die Kindertagesstätte. In ihr werden Kids aus den Slums von Rio betreut. Insgesamt 170 Kinder werden neben der teilweise schlechten Schulbildung auch weiterhin unterrichtet: es wird gebastelt, Sie lernen mit dem Computer umzugehen u.v.a.. Zudem wird versucht, mit den Kindern emotionale Schädigungen aufzuarbeiten. Das eigentlich Wichtige aber ist, dass die Kinder zu essen bekommen und sich im Bad z.B. duschen können, die Haare geschnitten bekommen etc.. Luiz sagte: "Wer einen hungrigen Magen hat, kann nicht zuhören." Für mich wurde wieder einmal deutlich, dass es nicht auf unsere großen Evangelisationsprogramme ankommt, sondern darauf, Menschlichkeit zu zeigen und unseren Mitmenschen mit Liebe zu begegnen - denn damit erreicht man oft mehr. Eine der Leiterinnen in Diadema ist jetzt Rechtsanwältin und war damals auch eines von den Kids aus den Favelas. Apropos Favelas! Mit dem Pastor des Kinderheimes sind wird auch noch in die Favelas gegangen. Man hat ja schon viel gehört, aber wenn man es erstmal gesehen hat, wird einem ganz anders: aus ein paar Brettern zusammengezimmerte EIN-Raum-"Wohnungen". Ich habe an meine Ansprüche gedacht, an das deutsche Sozialsystem und die vielen Beschwerden über zu schlechte Verhältnisse und zu wenig Arbeitslosengeld etc.. Autsch! Der Großteil der Bevölkerung wohnt in solchen Favelas, obwohl sie arbeiten. Welch ein Kontrast war es, als wir am Stadtteil der Millionäre und Milliardäre vorbeifuhren, die umgeben waren von hohen Mauern. Die Kita stand inmitten von Favelas! Gott sei Dank gibt es Menschen, die ihr Herz am richtigen Fleck haben und vor allem den nötigen Mut besitzen, sich in solch eine Aufgabe berufen zu lassen. Keinem der Superreichen hier in Sao Paulo würde 1 Million weniger wehtun!
Um so schöner war es, als wir am Abend in Cotia an einem Gottesdienst mit den Kindern teilnahmen. Sie hatten Freude daran Lieder zu singen, haben gespannt zugehört, ihre Augen waren ganz groß, sie haben gelacht. Hier gibt es Leute, die Nächstenliebe praktizieren und nicht nur davon reden. Die Kids kamen nach dem Godie auf Melli und mich zu (wie schon die ganzen Tage vorher, besonders wegen der blonden Haare von Melli). Sie wollten uns "Gute Nacht" sagen und uns in den Arm nehmen - ich habe es sehr gerne getan!
Heute geht es mit Luiz in die Innenstadt von Sao Paulo. Morgen fliegen wir dann nach Manaus in den Amazonas. Ich weiß noch nicht, ob ich da regelmäßig schreiben kann. Mal gucken, was dort auf uns zukommt...
3 Kommentare:
oh ja. ich weiß wie es ist, wenn kinder einfach auf einen zukommen und in den arm genommen werden wollen. Das ist mit das größte für sie! Verteilt reichlich Liebe ihr beiden!!
Hallo ihr Süßen,
ich vermisse euch gerade schrecklich dolle, besonders dich, Melli!!!
Genießt die eindrucksvolle Zeit dort und nehmt viele Erkenntnisse mit nach Hause ;)
Mama, Papa und ich sitzen gerade vorm Computer und haben deine Blog Einträge gelesen, Timo. Echt praktisch so :-)
Wir alle grüßen und drücken euch gaaaanz lieb.
Kussi an euch zwei
Hallo!Wir vermissen Euch auch. Freuen uns aber auch das wir auf diesem Wege etwas von Euch hören.Bin immer gespannt auf einen neuen Bericht. Sitz doch so gerne vor dem PC.Haben Euch lieb.Unser Gebet begleitet Euch. Ma( KUSS)
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